Gesünderes Grün durch das Internet of Nature

Die Natur hat es in der Stadt oft schwer. Ökotechnologin Nadina Galle möchte das mithilfe von Technologie ändern. „Aber nicht ohne gesunden Geschäftsplan. Das Internet of Nature (IoN) kann die Lebensqualität und den ökonomischen Wert im städtischen Bereich verbessern.“
  • Datum der Veröffentlichung: 23 August 2022
  • Autor: Nadina Galle | BPD Magazin Nr. 15
  • Verwandte Seite: Ganzheitliche Konzepte
Nadina Galle
© Paul Ryding

Einkäufe bestellen wir über eine App, Reisen buchen wir im Internet, und wenn wir irgendwohin müssen, suchen wir im Handy die schnellste Route. Technologie spielt in vielen Bereichen unseres Lebens eine große Rolle. Aber wenn es um die Natur geht, ist die digitale Entwicklung in weiter Ferne. Das ist schade, finde ich. Denn Grün ist für uns sehr wertvoll. Das gilt natürlich in ökologischer, aber auch in sozialer Hinsicht, weil Parks beispielsweise zu Begegnungen und zum gemeinsamen Erholen einladen. Auch bei der Klimaadaption sind Grünflächen ein wichtiger Faktor. Sie sorgen beispielsweise bei Hitzestress für Abkühlung und fangen extreme Niederschläge auf. Außerdem belegen Studien, wie gesund eine grüne Umgebung für den Menschen ist. Sie senkt unseren Stress und hat sogar einen positiven Einfluss auf unseren Medikamentengebrauch. Schließlich gibt es noch den wirtschaftlichen Vorteil: Ein grünes Umfeld erhöht den Wert einer Immobilie und senkt aufgrund der natürlichen Kühlung die Energiekosten. Natur in der Stadt ist also kein Luxus. Ich bin davon überzeugt, dass Technologie dabei helfen kann. Ein gutes Beispiel kommt aus dem niederländischen Den Haag. Bodensensoren überwachen den Bodenzustand in Echtzeit. Ist der Boden zu trocken, geht ein Signal an die Baumpfleger. Sie wissen dann genau, wann welche Bäume wie viel Wasser brauchen. In einer einzigen Bewässerungssaison konnte Den Haag damit sage und schreibe 1,2 Millionen Liter Wasser sparen! Es gibt aber mehr Einsparungsmöglichkeiten, unter anderem bei der Arbeitszeit und beim CO2-Ausstoß, da die Bewässerungsfahrzeuge keine überflüssigen Strecken mehr fahren müssen. Ein fantastischer Geschäftsplan, der zeigt, wie sich Investitionen in Geräte für IoN amortisieren.

Investitionen in Geräte für IoN wurden schnell wieder reingeholt.
Nadina Galle
Ökotechnologin, TEDx- und Keynote-Sprecherin, Podcasterin, Gründerin des Internet of Nature und forscht am Massachusetts Institute of Technology

Den größten Vorteil habe ich noch gar nicht erwähnt. Das IoN kann einen Beitrag zur Senkung des Baumsterbens leisten. Von allen in Städten gepflanzten Bäumen überleben 15 bis 20 Prozent das erste Jahr nicht wegen der Bodenverschmutzung und des strukturellen Wassermangels. Das ist in ökologischer, aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht inakzeptabel. Weltweit herrscht ein Mangel bei Baumschulen. Jeder Baum, der stirbt, ist also einer zu viel. Außerdem erleiden die Firmen, die die Bäume pflanzen, großen wirtschaftlichen Schaden, da sie meist eine Garantie von mehreren Jahren für die Bäume gewähren. Technologie löst dieses Problem für sie. Der Einsatz von Bodensensoren ist nur eines von vielen Beispielen für den Vorteil, den das IoN bieten kann. Daher wundert es nicht, dass Unternehmen weltweit an der Entwicklung neuer Anwendungsbereiche arbeiten. Eine große, wenn nicht sogar die größte Rolle bei all diesen Entwicklungen spielen die Akteure, die an der Gebietsentwicklung beteiligt sind. Sie bauen die Wohnviertel der Zukunft.

Mein Traum wäre, dass sie bei allen nachhaltigen und technologischen Ambitionen noch mehr die Bedeutung der grünen Stadt ins Auge fassen würden. Durch Messungen lassen sich sehr viele Erkenntnisse gewinnen. Alle beteiligten Akteure können die Chance nutzen, mehr nachhaltige und wertvolle Natur in die Städte zu integrieren. Die Technologie ist vorhanden, und die Möglichkeit eines guten Geschäftsplans auch.

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