Gesagt + Getan: Kreative und intelligente Lösungen für zukunftsfähige Wohn- und Lebensräume

Nach Berechnungen der Bundesregierung ist es erforderlich, jährlich 440.000 Wohnungen neu zu bauen. Gleichzeitig sollen aber auch die Nachhaltigkeitsziele erreicht werden. „Daher sind kreative und intelligente Lösungen gefragt, um scheinbar Unvereinbares miteinander zu verbinden“, findet Alexander Heinzmann (Sprecher der Geschäftsführung BPD Deutschland) und erläutert im Gespräch mit Fabian Kuusik (Manager ESG BPD Deutschland), wie BPD vorgeht.
BPD Magazin Nr. 18

Jede Region, jede Gemeinde, hat ihre eigene Dynamik.

Mit den Marktforschungen und -analysen, die BPD im Zuge von Gebietsentwicklungen betreibt, gelingt es, ein sehr dezidiertes und aktuelles Bild von der Situation auf dem jeweiligen Wohnungsmarkt zu zeichnen. Deutlich wird, dass insbesondere der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in Deutschland groß ist. Nach Berechnungen der Bundesregierung ist es erforderlich, jährlich 440.000 Wohnungen neu zu bauen. Gleichzeitig sollen aber auch die Nachhaltigkeitsziele erreicht werden. Das klingt nach einem unlösbaren Zielkonflikt.

Alexander Heinzmann: „Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Nachhaltigkeit ist zu einem relevanten Thema geworden und der Wohnungsbedarf größer denn je. Wir sind uns der enormen Verantwortung bewusst, die mit der Entwicklung neuer Wohn- und Lebensräume einhergeht. Daher sind kreative und intelligente Lösungen gefragt, um scheinbar Unvereinbares miteinander zu verbinden: Ressourcenschonende und qualitativ hochwertige Raumentwicklung gilt es, mit den Anforderungen an Umweltschutz, Mobilität und Nachhaltigkeit in Einklang mit bezahlbaren Wohnungsangeboten zu bringen.”

 

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Wo setzt BPD an?

Heinzmann: „Nachhaltigkeit ist für uns gleichbedeutend mit Zukunftswert. Daher ist es unser Anspruch, Wohngebiete zu entwickeln, die auch für zukünftige Generationen intakt und lebenswert sind. In diesem Kontext spielen die Aspekte Energieversorgung, Freiflächen und Ressourcen eine ebenso zentrale Rolle, wie die Mobilität. Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, den Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu beschleunigen.”

Wie geht BPD dabei konkret vor?

Fabian Kuusik: „Am Umgang mit den Freiflächen in unseren Wohnquartieren lässt sich das exemplarisch gut verdeutlichen. Menschen wünschen sich mehr naturnahe Grünflächen – vor allem in urbanen Lebensräumen. ,Grünere‘ Wohngebiete erhöhen allerdings nicht nur das Wohlbefinden ihrer Bewohner, sondern haben zudem positive Effekte auf das Mikroklima und bilden für Flora und Fauna wichtige Ökosysteme."

Vorausgesetzt, sie werden entsprechend geplant.

Heinzmann: „Gebietsentwicklung verstehen wir immer als Kunst des Verbindens. Aus diesem Grund verfolgen wir einen ganzheitlichen Planungsansatz und arbeiten zudem interdisziplinär. Das bedeutet: Wir setzen uns bereits im Vorfeld mit allen Aspekten auseinander, die Einfluss auf die Qualität des geplanten Quartiers haben. Der Freiflächenplanung schenken wir also ebenso viel Aufmerksamkeit, wie der Architektur, der sozialen Durchmischung und der Infrastruktur. Es geht schließlich darum, langfristige Mehrwerte zu schaffen – für Städte und Gemeinden und die Menschen, die dort leben.”


Kuusik: „Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie haben wir uns vorgenommen, bei jedem Vorhaben mindestens eine Maßnahme zur Förderung der Biodiversität umzusetzen. Die Rahmenbedingungen sind bei jedem Projekt anders, insofern orientiert sich die Freiflächenplanung unserer Gebietsentwicklungen in erster Linie an den jeweiligen lokalen beziehungsweise regionalen Besonderheiten. So gibt es etwa Standorte, an denen wir Bachläufe beziehungsweise Nebenarme von Flüssen renaturieren und damit einen konkreten Beitrag leisten, natürliche Ökosysteme wieder herzustellen.”


Heinzmann: „Gut, dass Du das erwähnst. Das ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man das eine tun kann, ohne das andere zu lassen: Zwar wird mit der Planung und dem Bauen neuer Wohngebiete der Natur auf der einen Seite Lebensraum entzogen. Andererseits können wir aber mit ganz gezielten Maßnahmen für die Natur aktiv neuen Lebensraum gestalten.”


Kuusik: „Genau. Unser Ziel ist, die biologische Vielfalt im lokalen Kontext zu erhalten. Deshalb ist Biodiversität für uns ein Fokusthema – und zwar in unserer ESG- und in unserer Nachhaltigkeitsstrategie.”

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Eingangs wurde erwähnt, dass Mobilität bei der Planung neuer Wohngebiete für BPD auch ein zentrales Thema ist. Wie können Mobilitätskonzepte auf Biodiversität einzahlen?

Heinzmann: „Ein wichtiger Punkt. Wir stellen fest, dass sich das Mobilitätsverhalten der Menschen verändert. Es geht immer öfter darum, echte Alternativen zum eigenen Auto anzubieten. An diesem Thema lässt sich unser ganzheitlicher Planungsansatz verdeutlichen, denn wir denken Mobilitätslösungen gleich von Anfang an mit. Die Integration von verschiedenen Sharing- und Leihsystemen sowie Ladeinfrastrukturen für Elektrofahrzeuge sind für uns mittlerweile weitgehend Standard. Wir sind geübt darin, über den Tellerrand zu schauen und bereit, Neuland zu betreten. An ausgewählten Standorten prüfen wir, inwieweit sich neue, innovative Ideen realisieren lassen – wie etwa die Nutzung einer Seilbahn. Denn jede Gebietsentwicklung verstehen wir immer als Chance, mit innovativen Ansätzen  nachhaltige und ökologisch wertvolle Quartiere mit bezahlbarem Wohnraum zu gestalten. Dabei nehmen zukunftsweisende Mobilitätskonzepte eine Schlüsselrolle ein.”


Kuusik: „Aus guten Gründen: Je besser verschiedene Mobilitätsangebote miteinander verzahnt sind, desto mehr kommt es zu Umsteigeeffekten. Quartiere können somit nahezu autofrei werden. Dadurch entstehen mehr Kapazitäten für Grünflächen. Im Idealfall verzichten Menschen auf den eigenen Pkw. Wenn gut funktionierende Alternativen zur Verfügung stehen, können emissionsstarke Verkehre reduziert und die aktive Mobilität gefördert werden, weil die Menschen des Öfteren das Fahrrad oder Lastenrad nutzen.”

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Immer mehr Kommunen gehen dazu über, Satzungen für die Freiflächenplanung auf den Weg zu bringen. Dabei geht es auch um die Gestaltung der 5. Fassade. Ist das für BPD ein Thema?

Kuusik: „Durchaus. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, Dachflächen zu nutzen. Abgesehen von der Installation von Photovoltaikanlagen zur Energiegewinnung, lassen sich diese Flächen auch auf verschiedene Weisen begrünen. Sogar die Ausgestaltung als Biodiversitätsdach ist möglich. Neben einer geeigneten Auswahl von Pflanzenarten, die als Futterquelle dienen, gibt es Totholz, temporäre Wasserstellen, unterschiedliche Kiesbeete sowie Nisthilfen. Die Summe der Maßnahmen trägt dazu bei, die Biotop-Funktion zu unterstreichen. Letztendlich ist es eine Weiterentwicklung der extensiven Dachbegrünung, mit dem Ziel, die Artenvielfalt vor Ort zu stärken.”

Heinzmann: „Im Kern geht es darum, Gutes immer wieder ein stückweit besser zu machen und maßgeschneiderte Lösungen für aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu entwickeln.”

Die EU-Taxonomie hat Anfang 2023 die Kreislaufwirtschaft als Ziel vorgegeben. Wie stellt sich BPD darauf ein?

Heinzmann: „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, nachhaltige Lebensräume zu entwickeln, die die Natur und die Umwelt respektieren und die Risiken des Klimawandels und die Herausforderungen der Mobilität berücksichtigen. Wir planen und realisieren unsere Gebiete so, dass es sich in ihnen heute und in Zukunft gut leben lässt. Vor diesem Hintergrund spielt die Reduktion des Materialverbrauchs und die Verwendung von recycelbaren, umweltfreundlichen Werkstoffen auch für BPD eine große Rolle. Ich würde jedoch einen Schritt vorher ansetzen: bei der Revitalisierung von brachliegenden Industrie- und Gewerbeflächen. Solche Areale nach Jahren des Stillstands durch ein umsichtiges Bebauungskonzept einer neuen Nutzung zuzuführen, steht am Anfang einer nachhaltigen Flächenentwicklung. Denn so wird die Versiegelung neuer Flächen verringert.”


Kuusik: „Konversionsflächen eröffnen für eine Kommune die Chance, städtebauliche Missstände zu korrigieren und benötigten Wohnraum zu schaffen. Mit der Umwidmung zur Wohnnutzung geht in der Regel auch ein Gewinn an neuen Freiflächenqualitäten einher. Gerade im urbanen Kontext ist es besonders wichtig, Orte für Entschleunigung und Ruhe mit ökologisch nachhaltigen Qualitäten zu schaffen.”

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Alexander Heinzmann

Sprecher der Geschäftsführung bei BPD in Deutschland. Als Diplom-Betriebswirt hat er langjährige Erfahrung im Bereich Projekt- und Baulandentwicklung und im Städtebau.

Wohnen ist mehr als ein Dach über dem Kopf. In Wohngebieten, die wir entwickeln, müssen Menschen heute und morgen gerne und gut leben können.
BPD Alexander Heinzmann Immobilienentwicklung
Alexander Heinzmann
Geschäftsführer (Sprecher) BPD

Fabian Kuusik

Manager ESG BPD Deutschland und zuvor Projektentwickler, unter anderem für „ZWEIBLICK”. Als Architekt hat er jahrelange Erfahrung in der Konzeption und Umsetzung von nachhaltigen Bauvorhaben.

Die Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft, zu neuem, integrativen Denken, ist eine große Chance für uns als Unternehmen zu wachsen.
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Fabian Kuusik
Manager ESG BPD Deutschland

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