Antwort auf Fridays for Future?
Auch meine Kinder reden darüber: „Papa, wie umweltfreundlich ist der Wohnungsbau eigentlich?“ Eine legitime Frage, die mir als Ingenieur auch Sorge macht. Nicht nur meiner Kinder wegen, sondern auch, weil die Demonstranten von heute die Wohnungskäufer von morgen sind. Schon deshalb muss sich die Baubranche fragen, welchen Beitrag sie zur Senkung der CO2 Emissionen leisten kann. Der private Wohnungsbau ist für ein Viertel des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland verantwortlich.
Das Baugewerbe ist auch einer der größten Rohstoffverbraucher. Jährlich werden in dieser Branche 517 Millionen Tonnen an mineralischen Rohstoffen verbraucht. Das sind rund neunzig Prozent der gesamten Rohstoffgewinnung. Unsere Branche muss und kann also viel zur Reduzierung der Emissionen beitragen. Um Lösungen zu finden, müssen wir den Lebenszyklus eines Gebäudes analysieren. Dazu müssen wir das Gebäude und den CO2-Ausstoß der verbrauchten Energie über 50 Jahre betrachten. Dies entspricht in etwa dem Lebenszyklus eines Gebäudes. Fast ein Fünftel ist für den Bau selbst notwendig, siebzig Prozent der Emissionen fallen durch die Gebäudenutzung an. Höchste Zeit also, dass wir Gebäude entwickeln, die energieeffizient sind oder – noch besser – Strom erzeugen. Außerdem müssen wir sehr bewusst und sparsam mit Baumaterialien umgehen. Mit diesen beiden Faktoren lässt sich eine drastische Reduzierung der Emissionen erzielen.
Holz kann als erneuerbares Baumaterial eine wichtige Rolle dabei spielen. Und wenn für jeden gefällten Baum ein neuer gepflanzt wird, ist Holz CO2-neutral. Holz hat jedoch nicht nur eine gute Ökobilanz. Holz in Fassaden ist auch ein hervorragendes Dämmmaterial. So benötigt man dank der guten Isolierung weniger Rohstoffe und Energie. Wenn man dann noch gute Solaranlagen, Wärmepumpen und Energiespeicher einplant, beispielsweise zum Aufladen des elektrischen Autos, verbessert sich die Ökobilanz langfristig ganz erheblich. Das klingt einfach, und doch werden nur wenig Häuser so gebaut.
Die Kosten von Plusenergiehäusern schießen nämlich aufgrund des erforderlichen Raums und der großen Isolierpakete für die Außenfassade schnell in die Höhe. In einer Zeit explodierender Grundstücksund Baupreise können sich dies nur wenige leisten. Für eine breitere Lösung müssen wir daher untersuchen, wie innovative Bauweisen mit Holz bezahlbar werden. Wichtig ist dabei, nicht nur die ersten fünf Jahre in die Berechnung einzubeziehen, sondern eine Lebensdauer des Gebäudes von 50 Jahren. Die jetzige Politik bietet bereits viele nachhaltige Anknüpfungspunkte und kann das energiesparende Bauen mithilfe nachhaltiger Technologien ausdrücklich unterstützen. So sorgen wir dafür, dass Energiesparhäuser nicht der Elite vorbehalten bleiben, sondern dass jeder einen Beitrag zu einer saubereren Zukunft leisten kann. Nur so können wir den demonstrierenden Schülern und Schülerinnen die Antwort geben, auf die sie ein Recht haben.